Wenig friedlich geht es offenbar in einigen deutschen Polizeiwachen zu. Nachdem im letzten Monat sechs Kölner Polizisten einen Mann zu Tode prügelten, stehen jetzt neun Hagener Polizisten in der Kritik: Sie sollen eine Kollegin terrorisiert haben.
Hagen - Seit ihrem Dienstantritt vor drei Jahren soll die 27-Jährige von ihren Kollegen angefeindet worden sein. Im Herbst letzten Jahres wechselte sie dann zu einer anderen Behörde und reichte im April 2002 schließlich eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim nordrhein-westfälischen Innenministerium ein.
"Wir selbst sind von dieser Geschichte sehr überrascht", sagte der Sprecher der Polizei Hagen, Ewald Weinberger. Die beschuldigten neun Polizisten seien innerhalb der Behörde versetzt worden.
Neben frauenfeindlichem Mobbing wirft die Polizistin ihren ehemaligen Kollegen auch Körperverletzung während der Dienstzeit vor: So sollen die Polizisten die 27-Jährige überrumpelt, mit Handschellen gefesselt und an einem Kleiderhaken aufgehängt haben.
Hagens Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer reagierte erschrocken: Die Vorwürfe seien "ungeheuer bestürzend". Die Ermittlungen stünden noch am Anfang, aber Steinhauer kündigte eine rückhaltlose Aufklärung der Ereignisse an: "Wir müssen sehen, was an den Vorwürfen dran ist. Wenn sie sich bewahrheiten sollten, dann war die Situation schlimm für das Opfer." Im Falle einer Verurteilung drohe den Beschuldigten eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.
Erst im letzten Monat sorgte in Köln der Tod eines 31-Jährigen für Aufruhr: Der Randalierer war bei seiner Festnahme und später auf der Wache krankenhausreif geprügelt worden. Am Abend der Festnahme erlitt er einen Herzstillstand, wurde reanimiert und fiel ins Koma. Vor zwei Wochen verstarb er an einem Hirnödem. Gegen sechs Kölner Polizisten wird jetzt wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt.
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