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Zentralrat der Juden

Hendryk Broder greift Charlotte Knobloch an

Der Publizist Hendryk M. Broder will Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland werden - und legt sich mit der jetzigen Amtsinhaberin an. Charlotte Knobloch sei "dem Amt nicht ganz gewachsen", sagte Broder. Der Zentralrat keilt zurück: "Auf einer Liste der am wenigsten geeigneten Personen" stehe Broder "ziemlich weit vorn", sagte Vizepräsident Dieter Graumann.

„Es gibt sehr viele Symptome dafür, dass Charlotte Knobloch dem Amt nicht ganz gewachsen ist“, sagte Broder in einem Radiointerview mit dem NDR. „Sie reagiert entweder gar nicht oder zu spät oder sie macht alberne Vorschläge, die sie nach ein paar Tagen zurücknimmt.“ Generell sei der Zentralrat „vollkommen auf die Vergangenheit fixiert“, kritisierte der Publizist weiter. „Es wird über Gedenkstätten verhandelt, über Holocaust-Mahnmale. Er hat zur Gegenwart wenig zu sagen und zur Zukunft eigentlich gar nichts.“

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Knobloch habe mehrfach mit „Petitessen am Rande“ auf sich aufmerksam gemacht, „die zusammen eine ganz schlechte Repräsentanz der Juden in Deutschland ergeben“, sagte Broder weiter. Als ein Beispiel nannte er ihr Fernbleiben von einer Gedenkfeier im Bundestag mit der Begründung, sie sei nicht richtig eingeladen gewesen.

Dem Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, warf der Publizist vor: „Er spricht für die Juden und er blamiert die Juden im Lande.“ Broder verwies dabei auf Kramers Hitler-Vergleich im Zusammenhang mit der Ausländer-Kritik von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin. Der aus einer polnisch-jüdischen Familie stammende Broder bekräftigte zugleich, er wolle im kommenden Jahr für die Nachfolge Knoblochs kandidieren, auch wenn die Erfolgsaussichten vielleicht nicht sehr groß seien.

Von Seiten des Zentralrats, der seinen Sitz in Berlin hat, hieß es wiederum zur Broder-Kandidatur, die sei eine „lustige Fantasie“. Broder müsste erst über einen Landesverband oder eine Gemeinde in den Zentralrat delegiert werden, um überhaupt eine Chance auf den Spitzenposten zu haben, sagte Vizepräsident Dieter Graumann.

„Als Präsident des Zentralrates wäre Broder eine fulminante Fehlbesetzung. Provokation ist seine Passion und Profession“, sagte Graumann. Broder sei ein begnadeter Provokateur, ihm fehlten aber die Eigenschaften für die Position eines Zentralratspräsidenten. „Auf einer Liste der am wenigsten geeigneten Personen steht bei mir Broder ziemlich vorne.“

In dem Zeitungsbeitrag hatte Broder geschrieben, der Zentralrat befinde sich in einem „erbärmlichen Zustand“. Die Verbandsspitze trete „als Reue-Entgegennahme-Instanz auf“ und sei von „kleinkariertem Größenwahn“ befallen. „Es kann nicht die Aufgabe des Zentralrates sein, sich als das gute Gewissen Deutschlands aufzuführen.“ Als Präsident wolle er sich dafür einsetzen, dass die Holocaust-Leugnung nicht mehr strafbar ist. Er würde auch die Beziehungen zu jenen Moslems suchen, die für eine strikte Trennung von Staat und Gesellschaft eintreten.

Graumann sagte dazu, Broder habe jede Chance angehört, „aber keine Chance Präsident zu werden“. Dafür müsste er sich erst einmal in der jüdischen Gemeindearbeit engagieren.

AFP/dpa/dino

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